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22.02.2024

Lernen von morgen: Schüler*innen mit ihrer Expertise beteiligen?!

Dr. Juliane Grünkorn, Dr. Melanie Verhovnik-Heinze, George Marlon Sánchez Rodríguez und Berat Gürbüz

Vortrag Lernen von morgen: Schüler*innen mit ihrer Expertise beteiligen?! (pdf 3,7 MB)

Nutzungsrechte aller Materialien gemäß CC BY-NC-ND 4.0

Kurzbericht

Die Referentinnen stellten Ergebnisse aus ihrem Projekt „enorM“ vor, in dem sie Beteiligung von Schülerinnen und Schülern zum Thema „Lernen von morgen“ selbst initiierten und dann evaluierten. Für ihre Impulse teilten sie das Thema in zwei Blöcke:

  1. Schülerinnen und Schüler beteiligen: Hintergrund und Formate und
  2. Ideen der Schülerinnen und Schüler zum künftigen Lernen.

a) Schülerinnen und Schüler beteiligen: Hintergrund und Formate

Im ersten Impuls von Dr. Juliane Grünkorn und Dr. Melanie Verhovnik-Heinze (beide DIPF, Frankfurt a.M.) wurde dem Thema Beteiligung von Schülerinnen und Schülern zugrunde gelegt, dass sie ermögliche, in den Austausch zu gehen und ein gemeinsames Verständnis zwischen allen Beteiligten zu schaffen. Kinder hätten laut der UN-Kinderrechtskonvention (1989) das Recht auf Mitbestimmung. Empirische Befunde zeigten, dass Mitbestimmung mit höherer Schulzufriedenheit und dem Abbau von Distanzen einhergehe. In der Lebenswelt Schule sollen sowohl Wissen und Kenntnisse über Demokratie erworben als auch das Erleben und Erfahren von demokratischen Grundlagen ermöglicht werden. Letzteres sei bislang in der Praxis die Ausnahme. In der Kinder- und Jugendbefragung der Bertelsmann Stiftung (2023) zeige sich, dass Lernende sich durchaus wünschen, sich stärker in der Schule beteiligen zu dürfen.

Im am DIPF angesiedelten Projekt enorM wurden fast 500 Fragen von Schülerinnen und Schülern gesammelt. Diese Fragen wurden zu Themen geclustert und in einem Online-Schülercamp diskutiert und priorisiert. Es gab die Themencluster Digitalisierung, individuelles Lernen und neue Fächer und Fähigkeiten.

Spezifische Fragen wurden in folgenden Formaten mit hohem Beteiligungsgrad beantwortet: Podcast-Reihe, „Book a Question“-Reihe, Hackathon. Alle Veranstaltungen wurden evaluiert.

Das Projektteam stellte sich darüber hinaus der Frage, wie die im Projekt generierten Ideen auch von Schulen nachhaltig genutzt werden können. Daher wurde ein Serious Game entwickelt, in das die Ergebnisse der anderen Formate eingeflossen sind und das Schulen auch nach dem Projekt zur Verfügung steht. Um das Serious Game zu entwickeln, gab es einen Entwicklungsworkshop. Im Anschluss daran entwickelte eine Agentur das Spiel im regelmäßigen Austausch mit dem Projektteam und führte Tests mit Lernenden durch.

Lessons learned im Projekt waren unter anderen, dass vor allem der Besuch des Projekts an Schulen die Breite der Zielgruppe erreichte und nur dort auch wirklich aktive Beteiligung erfolgte. Bei der Game-Entwicklung sei noch mehr Feedback in der Entwicklungsphase von den Lernenden wünschenswert gewesen.

Impuls von George-Marlon Sánchez Rodriguez (Lehrkraft an der Elisabethenschule in Frankfurt a.M.)

George-Marlon Sánchez Rodriguez war mit seiner achten Klasse beim Hackathon des Projekts beteiligt gewesen und berichtete davon. Der Hackathon sei im Rahmen der Projektwoche durchgeführt worden. Als Lehrkraft habe er bei den Sessions des Hackathons die Bedürfnisse der Lernenden hören können. Die Schülerinnen und Schüler hätten viele Bedürfnisse im sozial-emotionalen Bereich, die im Schulalltag mit Lehrplänen etc. schwer erfüllt werden können. Ein gutes Klima zwischen Lehrer- und Schülerschaft sei unerlässlich, durch das Projekt sei dafür sensibilisiert worden.

Impuls von Berat Gürbüz (Vorsitzender des 15. Landesschülerbeirats Baden-Württemberg)

Berat Gürbüz berichtete, dass gesetzliche Regelungen einen Rahmen für Mitbestimmung geben (z. B. Klassensprecher, Schülervertretung in Gremien) und dass diese institutionalisierte Beteiligung sehr wichtig sei und genutzt werden müsse. Bei entsprechender Führung und Einstellung der Schulleitung hätten Schülerinnen und Schüler Freiraum, um auch Neues auszuprobieren, und Raum für Kreativität könne entstehen.

Diskussionspunkte:

  • Hohe Bedeutung der Schulkonferenz, um schon früh mit der Mitbestimmung und Heranführung an komplexe Themen zu beginnen.
  • Erarbeitung eines Schulkonzepts für Schülerbeteiligung, um Gestaltungsspielräume zu erkennen und nutzen zu können.
  • Schülerinnen und Schüler nicht nur als Konsumenten von Schule, sondern als Mitgestalter wahrnehmen. Einbindung von Lernenden in Prozesse.
  • Kommunikation ist entscheidend bei Beteiligung und Aufgabe der Schulleitungen, die Zeit, Kraft und Mut benötigt.
  • Spannungsfeld Beteiligungsmöglichkeiten und tatsächliche eigeschränkte Handlungsspielräume (z. B. Klassengröße, Bindung an Bildungsplan).
  • Handlungsspielraum erkennen, z. B. aktive Teilhabe an der Gestaltung des Unterrichts ermöglichen, z. B. durch regelmäßiges Schülerfeedback Lernwirksamkeit, Motivationsaspekte erheben und mit der Lerngruppe diskutieren - und als Konsequenz gemeinsam den Unterricht abändern und weiterentwickeln.
  • Keine "Scheinbeteiligung", realistisches Erwartungs-Management: Transparenz gegenüber den Lernenden, wo echte Handlungsspielräume für die Lehrkraft und Schülerinnen und Schülern bestehen und wo nicht, mehr Handlungsspielräume im Unterricht als bei Rahmenbedingungen.

b) Ideen der Schülerinnen und Schüler zum zukünftigen Lernen

Dr. Juliane Grünkorn und Dr. Melanie Verhovnik-Heinze stellten die von den Lernenden entwickelten Ideen zum zukünftigen Lernen vor. Die eingereichten 487 Fragen seien von Schülerinnen und Schülern aller Schulformen eingereicht und Ideen/Antworten dazu von den Lernenden entwickelt worden. Ein Ausschnitt aus dem Podcast zeigt, wie reflektiert Schülerinnen und Schüler über verschiedene Beteiligungsebenen sprechen können (z. B. Gesundheit, Lernen). Schülerinnen und Schüler forderten eine bessere Ausstattung von Schulen, Entlastung für Lehrkräfte, kleinere Klassen, mehr Flexibilität in der Unterrichtsgestaltung und die Einführung von neuen Fächern wie Finanzen und Ernährung. Auch sollten Noten weniger von der Lehrkraft abhängen und sie entwickelten Ideen, beispielsweise für kreative Räume und Team-Teaching.

Impuls von Berat Gürbüz

Die Ergebnisse bestärkten die Forderung des Landesschülerbeirates, Schülerinnen und Schüler ernster zu nehmen und mehr zu beteiligen. Pilotmäßig ließen sich neue Formate testen und seien hilfreich, um intrinsische Motivation der Lernenden stärker zu fördern (z. B. nicht so starr am 45-Minuten-System festhalten).

Noten seien in seiner Arbeit ein Dauerthema. Es verweist auf den Schulversuch Lernförderliche Leistungsrückmeldung in Baden-Württemberg. Etwas überrasche ihn, dass die Schülerinnen und Schüler von sich selbst sagen, dass sie stärker eigenverantwortlich lernen wollen, da dies auch mehr Eigenverantwortung bedeute.

Diskussionspunkte

  • Für Erfahrungen mit Schule ohne Noten lohnt der Blick in Gemeinschaftsschulen.
  • "Roter Salon" der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe als Beteiligungsformat, bei dem Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte gemeinsam an der Schulentwicklung zusammenarbeiten: https://www.ers-karlsruhe.de/
  • Zusammenarbeit mit anderen Schulen und externen Partnern, um Handlungsspielräume zu erkennen und um Erfahrungen mit Guter Praxis zu teilen.
  • Empfehlung für jede Schule (Finanzbildung als Projekttag): https://www.zukunftstag.org

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