PROFIT-Team
Kurzbeschreibung des Projekts
PROFIT = Projektorientiertes Arbeiten fächerübergreifend in Themenepochen
Die naturwissenschaftlichen Fächer (Bio, Ch, Phy und der Fächerverbund BNT = Biologie, Naturwissenschaft und Technik) und die
gesellschaftswissenschaftlichen Fächer (G, Geo, GK) werden bei uns an der Karl-Friedrich-Schimper Gemeinschaftsschule in
PROFIT-Epochen unterrichtet. Für jedes Thema wird ein verbindliches Grundwissen vermittelt, das wir Fundamentum nennen. Es ist
für jeden Schüler und jede Schülerin entsprechend dem Leistungsniveau, auf dem er bzw. sie zu dem aktuellen Thema arbeitet,
festgelegt und orientiert sich an den Vorgaben des Bildungsplans. Statt Einzelstunden gibt es einen wöchentlichen Projekttag, in dem
sich Schülerinnen und Schüler mit einem Thema beschäftigen und produktorientiert arbeiten. So haben die Schülerinnen
und Schüler Zeit, sich in Inhalte zu vertiefen. Auch handelndes und fächerübergreifendes Arbeiten wird so möglich.
Experten können in den Unterricht eingeladen werden (Externe, Eltern als Experten, ehemalige Schüler als Experten). Außerdem
können die Schülerinnen und Schüler an außerschulischen Lernorten lernen, ohne dass für andere Schülerinnen
und Schüler deswegen Unterricht ausfällt.
Aufbauend auf das Fundamentum wird jedes Thema in Form von unterschiedlichen Projekten in Kleingruppen vertieft. Das ist besonders
spannend, weil jeder eine zu dem Leitthema passende Forscherfrage, die ihn interessiert, erarbeiten darf. In der sechsten Klasse steht
beispielsweise das Thema „Wasser“ im Zentrum einer naturwissenschaftlichen Epoche. Nach dem Besuch eines Tümpels,
ausgerüstet mit Bestimmungsbüchern und Lupengläsern und der Auseinandersetzung mit Fakten zum Thema Wasser im
Klassenverbund, wählte eine Gruppe den Leimbach als Leitthema für ihre Projektarbeit aus. Dazu entwickelten die Kinder
unterschiedlichste Forscherfragen. Sie setzten sich beispielsweise mit dem Verlauf vom Ursprung bis zur Mündung und der Besiedlung
entlang des Leimbach auseinander. Sie nahmen Wasserproben und untersuchten diese. Außerdem wollten sie etwas über die
Abhängigkeit der Wassertemperatur und der Fließgeschwindigkeit in Bezug auf die Lufttemperatur und auf Witterungseinflüsse
erfahren. Dazu führten sie über einen Zeitraum von mehreren Wochen regelmäßige Messungen durch und protokollierten ihre
Beobachtungen. Eine weitere Frage, mit der sie sich beschäftigten, war die Befestigung des Ufers in Bebauungsnähe. Die
Schüler bauten dazu ein Modell, um zu untersuchen, was ohne die Befestigung mit der Bebauung in Ufernähe passieren würde.
Sie erforschten die Artenvielfalt der Pflanzen eines unbefestigten im Vergleich zu einem befestigten Uferabschnitt des Leimbachs. Am Ende
präsentierten die Kinder ihre Arbeit mithilfe von Schaubildern, Karten, Fotografien und einem Modell.
Welche Ziele wollen wir mit dem Projekt erreichen?
Bei der didaktischen Konzeption unseres Projektunterrichts sind wir der Überzeugung, dass handelndes Lernen nachhaltiger und
wirksamer ist als Unterricht, in dem die Schülerinnen und Schüler passives Objekt der Belehrung sind. Unserem PROFIT-Unterricht
liegt deshalb eine umfassende Vision handelnden Lernens in dreierlei Hinsicht zugrunde:
- Handeln, um besser und nachhaltiger zu lernen: Bei der didaktischen Konzeption unseres Projektunterrichts gehen wir von einem konstruktivistischen Lernbegriff aus. Verstehen kann demzufolge nur individuell konstruiert werden und nicht übertragen werden. Handelndes Lernen schafft vielfältigere Erinnerungsanker und fördert die intrinsische Motivation der Schülerinnen und Schüler.
- Handeln, um etwas zu bewirken: Durch Lernen durch Engagement, demokratisches Mitentscheiden und Verantwortungsübernahme erleben sich die Schülerinnen und Schüler als Mitglieder einer Gesellschaft, für deren Gestaltung sie Verantwortung tragen.
- Handeln, um die Selbstwirksamkeit zu stärken: Die Schülerinnen und Schüler planen und gestalten ihr eigenes Projekt. Sie sind nicht Objekte der Belehrung, sondern handelnde Subjekte, sie produzieren statt zu konsumieren. Sie reflektieren ihre Erfolge und ihre Misserfolge und lernen voneinander und miteinander.
Konkretisiert hat das PROFIT-Team diese Vision in den letzten Jahren in drei SMART-Zielen, die im intensiven Austausch mit Kolleginnen
und Kollegen, der Schulleitung und den anderen Projektgruppen des Entwicklungsprogramms entstanden sind:
- Das PROFIT-Team bringt Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrer wesentlich stärker in die weitere Entwicklung ein und bringt sie damit in die Verantwortung.
- Wir verstärken den Austausch unter den Kollegen und erreichen damit eine Qualitätssteigerung und Arbeitserleichterung.
- Wir entwickeln Hilfestellungen und Strategien für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler, sodass diese erfolgreich an PROFIT teilnehmen.
Diese Ziele haben sich im Verlauf des Entwicklungsprogramms nicht verändert, sondern als sehr tragfähig erwiesen. Jedoch hat
sich die Schwerpunktsetzung und Konkretisierung einzelner Ziele wiederholt verändert. Dies werden wir im Folgenden exemplarisch
erläutern:
Zum ersten Ziel war ursprünglich eine umfassende quantitative Evaluation unseres PROFIT-Unterrichts vorgesehen. Wie unten beschrieben,
wurden stattdessen kleinere qualitative Evaluationen für die Weiterentwicklung genutzt. Nach zwei Jahren intensiver Arbeit am
PROFIT-Konzept sind für das kommende Schuljahr 2019/20 eine Sitzung mit dem Schulparlament zur inhaltlichen Arbeit und ein
„runder Tisch“ mit interessierten Eltern geplant. Außerdem soll zum ersten Elternabend ein kleines Erklärvideo fertig
gestellt sein, in dem die Eltern PROFIT erklärt bekommen und außerdem Möglichkeiten zur Mitwirkung aufgezeigt werden.
In den vergangenen Schuljahren lag ein besonderer Schwerpunkt auf dem Ausbau der Zusammenarbeit im Kollegium (SMART-Ziel 2). Auf
Schulentwicklungsebene unterstützte das PROFIT-Team die Veränderung der Clusterstruktur hin zu jahrgangshomogenen Clustern. Diese
werden in Zukunft regelmäßige Vernetzungstreffen und gegenseitige Hospitationen für die jeweilige Klassenstufe erleichtern.
Die geplanten zwei Vernetzungstreffen pro Schuljahr konnten weitestgehend umgesetzt werden. Sie fanden anteilig in unseren
PROFIT-Konferenzen statt. Die Merkkarten als wesentlicher Bestandteil der Epochenvorbereitung wurden zu Beginn des Schuljahres 2018/2019
gesichtet. Jede Jahrgangsstufe wählte eine/n Merkkartenbeautragte/n, der/die im Verlauf des Schuljahres das Team erinnern und
entstehende Materialien sammeln soll. Im Juni 2019 wird es hierzu ein Sichtungs- und Arbeitstreffen geben, sodass zu Beginn des
nächsten Schuljahres einheitliche und überarbeitete Merkkarten zu allen Epochen vorhanden sein werden. Wir planen und arbeiten im
Lehrerteam zusammen und organisieren uns arbeitsteilig. Lehrer bringen ihre Fachexpertise ein und unterstützen sich gegenseitig im
fachfremden Unterricht. Das PROFIT-Konzept für die Naturwissenschaften in Klasse 8-10 wurde in einem gemeinsamen Prozess der
Schulleitung, der Fachschaften und des PROFIT-Teams entwickelt.
Am dritten Ziel, nämlich auch leistungs- und strukturschwachen Schülerinnen und Schülern gute Ergebnisse in PROFIT zu ermöglichen, wurde intensiv gearbeitet. Lernen im projektorientierten Unterricht stellt unsere Schülerinnen und Schüler vor vielfältige Herausforderungen. Probleme ergeben sich zum Beispiel aus fehlender Lese- und Sprachkompetenz (CALPs), geringem Durchhaltevermögen sowie einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung und Selbstorganisationsfähigkeiten mancher Schülerinnen und Schüler. Deshalb wird dieses Ziel unsere Arbeit langfristig begleiten. Im vergangenen Schuljahr wurde hierzu ein eigenes Kapitel im PROFIT-Leitfaden mit dem Titel „Wie bringe ich Schüler ins Arbeiten?“ hinzugefügt. Es gab im Rahmen von PROFIT-Konferenzen einen Austausch zum Thema A-E-I-O-U-Aufgaben und zum Thema sprachsensibler Unterricht. Außerdem organisierte das PROFIT-Team mit finanzieller Unterstützung des Entwicklungsprogramms eine schulinterne Fortbildung zum Thema Vorwissensaktivierung- und Strukturierung mit Herrn Prof. Dr. Diethelm Wahl. Im Mai 2019 fand außerdem ein Arbeitsgruppentreffen interessierter Kolleginnen und Kollegen zur Zusammenarbeit von Deutsch und PROFIT statt. Hieraus entstanden verschiedene Bausteine der Zusammenarbeit, die zum Beispiel die Einführung einer einheitlichen Lesemethode ab Klasse 5 und das Erarbeiten von Sachtexten aus dem PROFIT-Unterricht im Deutschunterricht beinhalten. Ein wichtiges Ziel, das bisher nicht realisiert werden konnte, ist die Bereitstellung sprachlich angemessener Texte zur Erarbeitung von Forscherfragen für leseschwache Schülerinnen und Schüler. Dies wird ein weiterer Arbeitsschwerpunkt für das nächste Schuljahr sein.
Wie ist die Projektgruppe zusammengesetzt? In welchen Strukturen arbeiten wir?
Die PROFIT-Säule wird fächerübergreifend von der Säulenverantwortlichen betreut. Die Säulenverantwortliche arbeitet im Team mit jeweils einer Verantwortlichen für den Bereich der Naturwissenschaften und dem Bereich der Gesellschaftswissenschaften. Es gibt darüber hinaus für alle Fächer Fachbereichsansprechpartner.
Das PROFIT-Team plant die Fachkonferenzen und leitet diese. Wir verstehen uns als professionelle Lerngemeinschaft. Während dabei die Unterrichtsentwicklung und die Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler an erster Stelle stehen, ist unsere individuelle Weiterentwicklung ein wichtiger Bestandteil unserer Zusammenarbeit.
Mit welchen außerschulischen Partnern kooperieren wir?
Im Oktober 2018 wurde die
Karl-Friedrich-Schimper Gemeinschaftsschule Mitglied im „Netzwerk Lernen durch Engagement“. Die Stiftung ermöglicht uns
die Teilnahme an Fortbildungen bzw. der Jahrestagung, wir erhalten Zugang zum Material der Onlinedatenbank und zu Kontakten, haben
individuelle Ansprechpartner und finanzielle Unterstützung.
Im Rahmen der Epochen arbeiten wir immer wieder mit verschiedenen Experten (Bundes- bzw. Landeszentrale für politische Bildung,
Wissenschaftler usw.) zusammen.
Wie wird unser Projekt evaluiert? Wie gewährleisten wir die Wirkung unseres Projekts?
PROFIT wurde kontinuierlich vom PROFIT-Team weiterentwickelt und qualitativ evaluiert. Darüber hinaus planen wir im kommenden Schuljahr 2019/20 eine systematischere Evaluation durch Schüler, Eltern und Lehrkräfte der Schule.
Auf den beiden Klausurtagungen der erweiterten Schulleitung am 20.10.2018 und am 30.4.2019 haben wir mit Unterstützung von Barbara
Riekmann, die unsere Schule im Rahmen des Entwicklungsprogramms für exzellente Schulen des Deutschen Schulpreises begleitet, und
Prozessbegleitern des Regierungspräsidiums Karlsruhe unsere Ziele konkretisiert und unser Vorgehen reflektiert. Ein Ergebnis dieses
Prozesses war der Wunsch, nach viel organisatorischer Arbeit in den letzten Jahren wieder verstärkt an inhaltlichen Themen zu
arbeiten. Die Schlüsselbegriffe sind hier Selbstwirksamkeit, Erfolge, Verantwortung und Handlungsorientierung.
Des Weiteren wurde PROFIT durch zwei Hospitationen evaluiert. Im November 2018 erhielten wir im Rahmen der Hospitation des Arbeitskreis
7 des Schulverbunds „Blick über den Zaun“ folgende Rückmeldung:
„Mit diesem Fach erreicht die Schule einerseits die Gewährleistung der unterrichtlichen Umsetzung der Bildungsplanvorgaben mit
gleichzeitiger Eröffnung für eigenverantwortliches Arbeiten der Kinder und Jugendlichen. Dies wird übereinstimmend von
SchülerInnen und Eltern berichtet. Hier ist ein engagiertes Team treibende Kraft für die Weiterentwicklung der Lernangebote und
die Erarbeitung einer Struktur für die verbindlich einzuführenden Methoden als auch Hilfestellungen für eine
Methodenvielfalt. Das Skript („Leitfaden“) ist so angelegt, dass auch fachfremde KollegInnen befähigt werden, ihre
Aufgaben wahrzunehmen.
Das didaktische Grundprinzip der Unterteilung in „Fundamentum“ und freien Teil „Projektarbeit“ greift ganz
gut.
Die fächerübergreifende Anlage ermöglicht eine Konzentration auf das Thema und die Überwindung unorganischer
Fächerzuschreibungen. Die Kinder tauchen in die Themen tief ein. Hier sind wunderbare Möglichkeiten der Selbstdifferenzierung
angelegt und diese werden auch genutzt. Der Spagat zwischen der Ermöglichung von Minimalanforderungen und der Öffnung zu
Leistungen auf den unterschiedlichsten Niveaus scheint zu gelingen. Das Material wirkt hier sehr unterstützend.
Die selbst erarbeiteten Entwicklungsziele sind ehrgeizig und für die anstehenden Prozesse leitend.
Wichtiger Hinweis: die zusätzliche zeitliche Belastung der Lehrkräfte birgt hier Risiken. Entlastend ist für die
Lehrkräfte sicher, dass das Material und die Themenvorbereitung kooperativ geschieht und daraus ein geringerer individueller
Vorbereitungsaufwand resultiert.“
Am 12. März 2019 fand eine Hospitation durch den Leiter des Entwicklungsprogramms Sascha Lieneweg und Lehrer von zwei Schulen, der
Jahn-Realschule und der Seewiesenschule, statt. Sie erhielten dabei Einblicke in den PROFIT-Unterricht und in die Organisation von PROFIT.
In diesem Zusammenhang erhielten wir eine positive Rückmeldung über die Etablierung des Fachs.
Eigene Bewertung des Projekts
Wir
erhofften uns durch die Teilnahme am Entwicklungsprogramm Unterstützung bei unserem Vorhaben durch prozessbegleitete Betreuung,
Weiterbildung und den Austausch mit anderen Entwicklungsteams. Konkret wünschten wir uns Unterstützung, um eine Evaluation
für die Entwicklung des PROFIT-Unterrichts durchzuführen. Außerdem wollten wir eine Feedbackkultur zwischen den Lehrern
schaffen. Wichtig war uns darüber hinaus, dass wir Strategien kennen lernen, wie wir schwache Schüler fördern
können.
Durch die festgesetzten Vernetzungstreffen konnte der Austausch mit anderen Entwicklungsteams gewährleistet werden. Wir profitierten
insbesondere davon, Zeit zu haben, um in der Projektgruppe zusammenzuarbeiten.
Vor allem der Input „kognitive Aktivierung“ von Prof. Dr. Lars Holzäpfel half uns dabei, unsere Aufgabenformate
weiterzuentwickeln.
Durch die Hospitation an der Stadtteilschule Bergedorf am 1./2.4. in Hamburg erhielten wir viele Impulse, die wir in der darauffolgenden
Woche auf dem Wunschkurs des Lehrerkollegiums am 5./6.4. in Bad Wildbad vorstellten.
PROFIT ist eine wichtige didaktische Säule der Karl-Friedrich-Schimper Gemeinschaftsschule.