Lernen 2. 0 — Videobasiertes Lernen an der Gemeinschaftsschule
Kurzbeschreibung des Projekts
Wir, die Pestalozzi
Gemeinschaftsschule Graben-Neudorf, verfolgen ein Projekt, dass das Anlegen eines Portfolios von Video-Tutorials (Erklärvideos) in den
Hauptfächern Mathematik, Deutsch und Englisch zum Ziel hat. Dieser Pool kurzer, thematisch eng begrenzter Videos soll es
Schülerinnen und Schülern ermöglichen, im Sinne der Gemeinschaftsschule eigenverantwortlich und selbstorganisiert
niveau-differenzierte unterrichtliche Inhalte zu wiederholen, zu vertiefen und zu festigen. Darüber hinaus ermöglichen die Videos
Schülern, die aufgrund von Fehlzeiten den Unterrichtsstoff verpasst haben, diesen selbständig mit Hilfe der Tutorials
nachzulernen.
Zur Umsetzung des Projektes werden innerhalb des Teams Verantwortliche für die technische Umsetzung sowie für die jeweiligen
Fächer bestimmt.
Welche Ziele wollen wir mit dem Projekt erreichen?
Im unterrichtlichen Alltag begegnen die Lernbegleiter der Pestalozzi-Gemeinschaftsschule einer Schülerschaft, die ausgeprägte Heterogenität aufweist. Um dieser Heterogenität zu begegnen, sollen durch die im Rahmen des Projektes erstellten und gesammelten Tutorials leistungsschwächere Lernende befähigt werden, Inhalte eigenständig zu wiederholen und stärkeren Lernenden die Möglichkeit geboten werden, Themen individuell zu vertiefen und weiterzuführen. Auch wird durch das Medienformat der hohen Affinität der Schülerschaft zu audiovisuellen Inhalten Rechnung getragen und ein Beitrag zur Ausbildung einer Medienkompetenz geleistet. Darüber hinaus soll Lernenden, die durch Absenz wichtige Inputphasen verpasst haben, die Möglichkeit gegeben werden, fachliche Inputs nachzuholen.
Haben wir unsere Ziele erreicht?
Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich sagen, dass die angestrebten Ziele (Erstellung von insgesamt 9 Lernvideos) zwar erreicht wurden,
doch besteht Grund zur Annahme, dass eine lineare Weiterentwicklung des Video-Portfolios, welches unser zentrales Anliegen war, nicht
gewährleistet werden kann. Genauere Informationen werden im Abschnitt „Eigene Bewertung“ gegeben.
Positiv war, dass die erstellten Videos von den Schülern sehr gut aufgenommen wurden und eine Bereicherung für den Unterricht
darstellten. Es ist zu beobachten gewesen, dass die Lernenden während des Rezipierens der Videos ein hohes Maß an Konzentration
und Interesse gezeigt haben. Um das individuelle Lernen auf diesem Wege qualitativ noch hochwertiger zu gestalten, wäre es allerdings
notwendig, dass jeder Lernende zu jeder Zeit Zugang zu einem eigenen Laptop oder Tablet hat. Somit könnte die Wiederholung bzw.
Vertiefung individuell passend in Anspruch genommen werden. Trotz verschiedener Hindernisse ist durch dieses Projekt der Grundstein
für ein modernes und zeitgemäßes Lernen an der Pestalozzi-Gemeinschaftsschule gelegt worden, welches noch weiter ausgebaut
werden muss.
Haben sich unsere Ziele während der Projektlaufzeit verändert?
Die angestrebten Ziele haben sich während der Projektlaufzeit nur aus quantitativer Hinsicht verändert. Statt 10 Videos sollten
nun bis Weihnachten 2018 nur 3 Videos pro Fach erstellt werden. Ebenfalls hat sich herauskristallisiert, dass einige strukturelle
Änderungen nötig wären, um dem eigentlichen Ziel, der Erstellung eines Portfolios mit eigens produzierten Lernvideos,
näherzukommen. Hierzu gehören zum Beispiel mehr zeitliche Ressourcen zur Zusammenarbeit oder eine Entlastung hinsichtlich anderer
zusätzlicher, außerunterrichtlicher Anforderungen.
Prozessschritte 2018/2019
Wie ist die Projektgruppe zusammengesetzt? In welchen Strukturen arbeiten wir?
Das Projektteam setzte sich aus den Klassenlehrern der Klassenstufe 7 zusammen und deckte damit die Hauptfächer Deutsch, Englisch und Mathematik ab. Die technische Unterstützung erfolgt durch zwei weitere Lehrkräfte.
Zu welchem Förderschwerpunkt des Entwicklungsprogramms arbeiten wir?
- Lehren und Lernen mit digitalen Medien.
- Differenzierende Aufgaben zur Steigerung der kognitiven Aktivierung von SuS.
- Unterrichtsentwicklung im Bereich „Kooperative Unterrichtsreflexion zwischen den Lehrkräften.
Es hat sich im Laufe des Projekts herausgestellt, dass unser Fokus auf dem Förderschwerpunkt Lehren und Lernen lag, da die
technischen Herausforderungen bezüglich der Hard- und Software am größten waren.
Wie wird unser Projekt evaluiert? Wie gewährleisten wir die Wirkung unseres Projekts?
Die Evaluation unseres Projektes erfolgte in Eigenregie durch gezielte Fragen an die Schüler. Somit kann man von einer Selbst- bzw. Eigenevaluation sprechen. Die Schüler wurden hinsichtlich der Sprache, der Dauer, dem Gebrauch von Animationen, der Anschaulichkeit und dem wichtigsten Bereich, dem Nutzen der Lernvideos, befragt. Sie hatten die Möglichkeit, die definierten Bereiche mit Zahlen von 1 bis 3 zu beurteilen. Dabei stand 1 für ein optimales, 2 für ein ausreichendes Ergebnis und 3 dafür, dass in diesem Bereich unbedingt noch Veränderungen vorgenommen werden mussten. Aus dieser Bepunktung ermittelten wir einen Durchschnittswert, mit dem wir eine Übersicht bekamen, welche Bereiche wir noch am stärksten verändern bzw. verbessern müssten, sodass die Videos ihren Zweck erfüllen. Des Weiteren gaben sich die Lehrkräfte auch immer wieder innerhalb der Projektgruppe Tipps zur Verbesserung der erstellten Videos. Leider muss man an dieser Stelle aufführen, dass die zur Verfügung stehende Zeit, in denen wir uns als Gruppe austauschen konnten, sehr begrenzt war. Im Laufe des Projekts haben wir nach einer Evaluationsmethode gesucht, welche auch der Thematik Digitalisierung mehr gerecht wird, als der herkömmliche Fragebogen. Demnach sind wir nach einiger Recherche auf die Internetseite www.metimeter.com gestoßen, welche es nach einer simplen Registrierung ermöglicht, Umfrageergebnisse digital zu veranschaulichen. Anstatt der anfangs durchgeführten analogen Befragung der Schüler, ist man mit diesem Abstimmungstool in der Lage, in kürzester Zeit und in Verbindung mit den Smartphones der Schüler, Umfrageergebnisse automatisch und in Echtzeit als verschiedene Diagramme in einer PowerPoint-Präsentation darzustellen. Diese Form der Evaluation war für die Schüler aber auch für uns Lehrkräfte sehr interessant, da wir so ein direktes Feedback und die Schüler einen Eindruck der Einschätzung der anderen erhalten haben. Auch stieg damit die Motivation der Schüler, sich aktiv und bewusst mit der Bewertung der Lernvideos auseinanderzusetzen.
Wie gewährleisten wir die Wirkung unseres Projekts?
Ob die Schüler durch die Lernvideos ihre Ergebnisse in den einzelnen Fächern verbesserten bzw. die Themen zumindest inhaltlich besser durchdrungen haben, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden, da die Durchführungszeit für eine solche Beurteilung zu kurz war. Den Schülern wurde jedoch eine weitere Möglichkeit gegeben, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen und dieses auch dann intensiv zu wiederholen, wenn der Lehrer nicht anwesend ist. Die Lernvideos, dies lässt sich mit Sicherheit sagen, haben sich insbesondere auf die Motivation der Schüler positiv ausgewirkt. So erkannten wir beispielsweise, dass insbesondere Schüler, die Schwierigkeiten in den entsprechenden Fächern haben, sich immer wieder die Videos anschauten, um so die Themen zu durchdringen. Auch für Schüler, deren Hemmschwelle einen Lehrer zu fragen groß ist, bieten die Lernvideos eine Erleichterung. Sie können sich jeder Zeit einen Laptop nehmen und versuchen, eigenständig ein Problem zu lösen.
Eigene Bewertung des Projektes
Im folgenden Teil dieser Dokumentation kommt es nun zu einer abschließenden Bewertung unseres Projekts Lernen 2.0 –
Videobasiertes Lernen an der Gemeinschaftsschule. Dabei soll insbesondere darauf eingegangen werden, inwiefern sich unsere Erwartungen an
das Entwicklungsprogramm mit der tatsächlichen Durchführung gedeckt haben. Darüber hinaus erfolgt ein Ausblick darauf, ob
und inwiefern unser Projekt an der Schule verankert bzw. weitergeführt wird.
Für die Anmeldung bzw. Bewerbung beim Entwicklungsprogramm waren insbesondere zwei Faktoren verantwortlich:
Zum einen versprachen wir uns einen aufschlussreichen Input zum Thema Unterrichtsentwicklung, durch den wir, die Projektgruppe, unseren
Horizont erweitern können und auf dessen Basis wir unseren Unterricht reflektieren und ggf. optimieren können. Zum anderen
erwarteten wir uns eine konkrete Unterstützung bei der Umsetzung unseres Projektvorhabens. Dieser Aspekt war uns besonders wichtig, da
wir zum Zeitpunkt der Bewerbung lediglich eine konkrete Projektidee hatten aber noch keinerlei Strukturen für dessen Umsetzung
vorhanden waren. Kurz gefasst lässt sich sagen, dass unsere Erwartungen einen „allgemeinen“ (Unterrichts- und
Schulentwicklung) und einen „spezifischen“ (Umsetzung des Projektes) Teil umfassten.
Bezüglich unserer „allgemeinen“ Erwartungen lässt sich sagen, dass diese in vollem Maße erfüllt wurden. Die
Vernetzungstreffen waren sehr gut organisiert und enthielten größtenteils sehr anregende und interessante Tagesordnungspunkte,
die uns zum Thema Schul- und Unterrichtsentwicklung viele neue Impulse gegeben haben. Dass die Vernetzungstreffen für uns so
erkenntnisreich waren, lag nicht zuletzt an Herrn Lieneweg, der die einzelnen Programmpunkte immer wieder mit den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern nach deren Interessen abstimmte, hervorragende Arbeitsbedingungen schuf und jederzeit für Kritik und Fragen bereit stand.
Desweiteren herrschte auch ein gutes Klima zwischen den einzelnen Projektgruppen und es kam immer wieder zu sehr bereichernden
Unterhaltungen und Diskussionen, von denen man auch im Schulalltag profitieren konnte.
Auch in Hinsicht auf die Unterstützung bei der Umsetzung des Projektvorhabens lassen sich einige Aspekte positiv hervorheben. Als ein
sehr bereicherndes Element empfand unsere Projektgruppe die Mini-Workshops, bei denen man sein eigenes Projekt einer Kleingruppe vorstellte
und dann gemeinsam kritisch darüber diskutierte. Uns half es sehr, dass unser Projekt aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wurde
und auf diese Weise einige Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden konnten.
Ebenfalls hilfreich war die Erstellung der SMART-Ziele, die durch die Projektleitung initiiert wurde. Die sehr spezifischen
Zielformulierungen lieferten unserer Gruppe einen konkreten Orientierungsrahmen, der die Arbeit am Projekt signifikant erleichterte, da
Arbeitsschritte vorausgeplant und zeitlich terminiert wurden. Dies war für unsere Projektgruppe von großer Wichtigkeit, da wir
aufgrund fehlender Zeitfenster nur selten ein persönliches Treffen organisieren konnten, bei dem jedes Gruppenmitglied teilnehmen
konnte. Durch die SMARTen Ziele wusste jedes Mitglied welcher Arbeitsschritt bis zu welchem Zeitpunkt erfolgt sein sollte.
Ein weiterer wichtiger Baustein für die Herstellung unserer Lernvideos war der Besuch einer Dozentin von der PH-Heidelberg an unserer
Schule. Eines ihrer Fachgebiete war das Unterrichtskonzept flipped classroom, in dem auch Lernvideos von zentraler Bedeutung sind. Ein
besonderes Augenmerk lag während des Besuchs auf dem Programm explain everything, mit dem wir unsere Lernvideos herstellten. Wir
lernten sehr viel darüber, wie wir diese Software am effektivsten einsetzen konnten. Darüber hinaus wurden uns aber auch noch
weitere nützliche Informationen zum Digitalen Lernen geliefert, die wir stellenweise schon im Unterricht implementieren konnten.
Auch bei den Vernetzungstreffen wurde darauf geachtet, dass die Gastredner passend zu den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten der
Projektgruppen ausgewählt wurden. Da diese Schwerpunkte allerdings teils sehr weit auseinander lagen, profitierten zwar alle
Teilnehmer und Teilnehmerinnen im allgemeinen Sinne, doch konnte man in den meisten Fällen nur sehr wenig für die
tatsächliche Umsetzung für das eigene Projekt „mitnehmen“, da entweder die Thematik eine ganz andere oder der Vortrag
nicht spezifisch genug ausgerichtet war. Uns ist selbstverständlich bewusst, dass ein Vortrag eines Gastredners nicht an eine einzelne
Projektgruppe angepasst sein sollte, doch wäre es hinsichtlich des eigentlichen Projektfortschritts, so unsere persönliche
Meinung, effektiver gewesen, einmal mehr die bereits oben erwähnten Mini-Workshops durchzuführen, bei denen der Fokus spezifisch
auf den Problemen und Fragen der Projektgruppen lag.
Letztlich, so lässt sich abschließend sagen, waren wir von der Professionalität aller am Entwicklungsprojekt beteiligten
Personen sehr beeindruckt und wollen viele Dinge, die wir in den Gesprächen, Workshops und Unterhaltungen gelernt haben,
gewinnbringend in unseren Schulalltag einbringen.
Unser Projekt Lernen 2.0 – Videobasiertes Lernen an der Gemeinschaftsschule hat die Möglichkeiten unserer Unterrichtsgestaltung
enorm bereichert und war für Schüler und Lehrer ein neues und motivierendes Element im Prozess des täglichen Lernens. Die
Videos, die in der Projektphase entstanden sind, wurden auf den Schulservern hinterlegt und sind somit auch für alle anderen
Lerngruppen der Schule verfügbar. Da alle Projektmitglieder vom Einsatz der Lernvideos überzeugt waren, sollen diese auch in
Zukunft weiterhin produziert werden. Die Tendenz geht allerdings dahin, auch noch externe Lernvideos hinzuzunehmen, da es zeitlich momentan
noch nicht möglich ist, zu jeder Unterrichtsthematik ein eigenes Lernvideo zu produzieren. Unserem Kollegium haben wir das Projekt und
unsere Fortschritte in mehreren Konferenzen vorgestellt und mitgeteilt. Die Reaktionen waren fast durchweg positiv. Die Kolleginnen und
Kollegen erkannten, dass ein immer wieder abrufbares audio-visuelles Element wie ein Lernvideo vor allem im Kontext der Gemeinschaftsschule
sehr bereichernd sein kann. Eher zögerlich zeigen sich die Kolleginnen und Kollegen wenn es darum geht, selbst Lernvideos für
ihre Lerngruppen herzustellen. Insbesondere der hohe Zeitaufwand und die technischen Hürden stellen für viele noch ein
großes Hindernis dar. Diese Beweggründe sind für uns selbstverständlich nachvollziehbar, doch werden wir, die
Projektmitglieder, immer wieder für unsere Videoarbeit werben und in Zukunft bestimmt noch weitere Kolleginnen und Kollegen dafür
begeistern können. Wie sich aus den getätigten Aussagen ableiten lässt, kann keine konkrete Aussage darüber getroffen
werden, inwiefern das Projekt in Zukunft an der Schule weitergeführt wird. Um die Lernvideos tatsächlich in das schulische
Gesamtkonzept zu implementieren sind weitaus mehr zeitliche und personelle Ressourcen notwendig, als bisher zur Verfügung standen. Es
gilt nun zunächst die Bereitschaft einer aktiven Teilnahme des Kollegiums zu erhöhen. Nur so können die bisher geschaffenen
Strukturen und erworbenen Kenntnisse hinsichtlich des Lernfortschritts der Schülerinnen und Schüler tatsächlich genutzt
werden. Mit unserem Projekt haben wir insofern einen ersten Schritt in einem längeren Prozess getan, das Lernen unserer
Schülerinnen und Schüler den technischen Möglichkeiten unserer Zeit anzupassen.